Dienstag, 27. Januar 2015

Nichtfachkräfte im Dienst

In dem Haus, in dem sich mein Arbeitsplatz befand, gehörte laut Bereichsleitung unsere Gruppe noch zu einer weiteren im Haus. Diese befand sich eine Etage unter unserer. Dort werden acht mehrfach schwerstbehinderte Bewohnerinnen und Bewohner betreut.

Der Frühdienst in der anderen Gruppe hat unter der Woche von 6:00 Uhr bis 8:00 Uhr noch die Nachtwache zur Hilfe, dann muss auch er allein weiter arbeiten.

Der Bereichsleiter ist davon überzeugt, dass es genügt wenn in einem Dienst eine Fachkraft da ist, entweder auf der einen oder auf der anderen Gruppe. Wenn eine Nichtfachkraft Hilfe von einer Fachkraft benötigt, könne sie diese ja jederzeit darum bitten.

Wenn die Fachkraft aus der anderen Gruppe mir Nichtfachkraft aktiv helfen würde, würde sie ihre Bewohnerinnen und Bewohner für diese Zeit allein lassen. Im Mehrfach-Schwerstbehindertenbereich haben viele Bewohnerinnen und Bewohner ein Anfallsleiden, können nicht selbstständig essen und trinken und die Pflege muss für sie stellvertretend übernommen werden. Auch hier sind Patienten mit PEG-Sonde nicht selten. Außerdem hat auch die Kollegin oder der Kollege der anderen Gruppe Zeitdruck und muss acht Leute pünktlich zu Fahrdienst und ABFB bringen. Die Zeit, die eine Nichtfachkraft für Hilfestellungen bekommt, fehlt dann der Fachkraft in ihrem eigenen Ablauf.

Es kam häufig vor, dass ich auf Ablehnung stieß, wenn ich die Fachkraft auf der anderen Gruppe um Hilfe bat. Unser Bewohner mit seiner behandelbaren Hepatitis-C-Infektion kann zum Beispiel Montags seine Spritze auch vom Spätdienst bekommen.

Ich verstehe es, wenn die Kolleginnen und Kollegen der anderen Gruppe, die Fachkräfte sind, ein Hilfegesuch ablehnen. Erstens tragen sie eine hohe Verantwortung für ihre Bewohner und möchten diese nicht allein lassen. Zweitens hat die Bereichsleitung für einen anständigen Personalschlüssel zu sorgen, so dass die Arbeit gemacht werden und in Notfällen (die sind auch nicht selten) gehandelt werden kann. Nicht die Fachkräfte, die ihren Dienst an den uns anvertrauten Menschen leisten.

Oft gab es aber auch die Situation, dass ich als Nichtfachkraft neben einer Nichtfachkraft auf der anderen Gruppe im Dienst war. Ja, das gab es wirklich oft, das ist nicht an den Haaren herbei gezogen oder von mir nur als oft empfunden. Es ist eine bestimmte Kollegin ohne Examen, die in der Zeit, als ich in dem Haus gearbeitet habe, in der anderen Gruppe fast ausschließlich für den Frühdienst geplant wurde. Und meine Früh- und Spätdienste hielten sich in etwa die Waage. Es waren also keine Ausnahmen, die es mal geben kann. Die Dienstpläne wurden so geschrieben und von der Bereichsleitung abgesegnet. Punkt.

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