Montag, 9. Februar 2015

Hierarchien

Bei dem Träger, um den es hier geht, gibt es einige Stabsstellen. Als konkretes Beispiel möchte ich hier die Vorgesetzte der Hauswirtschaftskräfte erwähnen.

Zur Erklärung: Jede Gruppe hat ihre eigene Hauswirtschaftskraft. In meinem Post "Montag Frühdienst" erwähnte ich sie bereits und nannte sie "Reinigungskraft". Diesen Begriff habe ich der einfachen Verständlichkeit wegen benutzt. Die Hauswirtschaftskräfte sind Montags bis Freitags für fünf Stunden auf der Gruppe. Neben der Reinigung der Bewohnerzimmer und Gemeinschaftsräume sind sie für die Kontrolle des Hygieneartikelbestandes und dessen Nachschub zuständig. Des weiteren waschen die HW-Kräfte die Wäsche, die insgesamt auf der Gruppe anfällt. Darüber hinaus gibt es individuelle Absprachen mit dem Betreuungspersonal.

Die HW-Kräfte gehören nicht zum Betreuungsteam der Gruppe. Sie haben, wie oben schon erwähnt, ihre eigene Vorgesetzte. Ein Problem, das ich darin sehe ist, dass diese Vorgesetzte einem Team ihre HW-Kraft einfach wegnehmen und eine neue dort einsetzen kann.

Was mich besonders gestört hat war, dass die Vorgesetzte unserer HW-Kraft das eine oder andere mal bei uns auf der Gruppe vorbei schaute, um deren Arbeit zu kontrollieren. Sie trat stets äußerst autoritär und streng auf. Wenn die Vorgesetzte beim ersten Rundgang keine Fehler fand, dann wurden welche gesucht.

Eine spitze Bemerkung von mir: Geht ja auch nicht, dass die Chefin einfach vorbei schaut, ohne nicht mal ordentlich böse-böse-du-du gemacht zu haben.

Jeder meiner Kollegen und Kolleginnen hat das als ganz normal hingenommen und gemeint, wird schon so richtig sein, wenn die Vorgesetzte vorbei kommt und unsere HW-Kraft zurechtweißt. Ich habe leider auch schon erlebt, dass unsere Gruppenleitung ein Problem mit ihr sah, mit ihr "ein ernstes Wörtchen" sprach und anschließend noch Beschwerde bei ihrer Vorgesetzten einreichte. Von dieser durfte sie sich natürlich zusätzlich eine Standpauke abholen.

Ich habe versucht, mich auf die Seite unserer HW-Kraft, dieser guten Seele und dieser fleißigen Biene, zu stellen. Leider vergebens! Bei diesen "böse-böse-du-du"-Gesprächen wurde auch in meinem Namen gesprochen, ohne das vorher mit mir abzusprechen, geschweige denn dass ich wußte, worum es überhaupt geht. Wenn ich mich dann beschwerte, bekam ich zu hören: "Ist doch toll, wenn Du Dich mit der HW-Kraft gut verstehst, aber..." Ich habe nie verstanden, warum diese Gespräche überhaupt nötig waren und verstehe dieses Affentheater bis heute nicht.

Der einzige Sinn, den ich darin sehe ist, dass hier unterdrückende Strukturen herrschen sollen. Diese einschüchternden Gespräche kenne ich nur zu gut, die hatte ich selbst mehrfach mit Gruppen- und Bereichsleitung, ebenfalls in doppelter Ausführung. Wir sollen uns blos nicht all zu sehr auf unseren Arbeitsplatz freuen und weder ein angenehmes Betriebsklima noch Vertrauen zu unseren Kollegen haben. Hierauf werde ich in einem weiteren Post noch näher eingehen. Und was hier klar und deutlich zu erkennen ist: Je kleiner das Gehalt, desto größerer Unterdrückung und Einschüchterung ist man ausgesetzt.

Wenn ich entscheiden könnte, würde ich diese Stabsstelle "Vorgesetzte der Hauswirtschaftskräfte" streichen. Das Geld könnte sehr gut für Personal verwendet werden, das direkt den Dienst am Menschen leistet. Die HW-Kräfte gehörten dann direkt zum Team ihrer Gruppe. Und wenigstens die Perle der Gruppe hätte schon ein viel leichteres Arbeitsleben.

Donnerstag, 5. Februar 2015

...und wie es an ihnen selbst ausgelassen wird.

In der Einrichtung, in der ich zuerst beschäftigt war, arbeitet eine Nachtwache, die im letzten Jahr in den Tagdienst abgeschoben werden sollte. Sie wurde dafür verantwortlich gemacht (und das schriftlich!), dass der Arbeitgeber wegen ihrer häufigen Krankmeldungen ständig teure Leasingkräfte einsetzen muss. Im Tagdienst könne man ihr ständiges Fehlen besser auffangen.

Die Kollegin, um die es hier geht, ist im Besitz eines Schwerbehindertenausweises. Ihre ganz individuellen Einschränkungen sind der Grund dafür, warum sie ausschließlich im Nachtdienst arbeiten kann. Das wollte der Arbeitgeber natürlich erst mal gar nicht wissen. Die Kollegin wurde zu einem Gespräch mit Heimleitung, Bereichsleitung und Behindertenbeauftragter geladen, wo der Sachverhalt geklärt werden sollte. Danach erhielt sie ein Schreiben in dem ihr Worte in den Mund gelegt wurden, die sie so nicht gesagt hat. Dieses Schreiben sollte sie unterzeichnen und an die Heimleitung zurück senden. Was sie natürlich nicht tat.

Sie bekam die Auflage, zum Betriebsarzt zu gehen. Dieser schrieb an den Arbeitgeber eine Empfehlung, die Kollegin besser im Nachtdienst einzusetzen. Das genügte aber nicht. Der Gang zum Rechtsanwalt wurde nötig. Erst dann schickte der Heimleiter ein Schreiben an die Gruppenleitung, dass die Kollegin weiter im Nachtdienst einzusetzen ist.

Und jetzt ist alles wieder gut? Weit gefehlt! Der Dienstplan musste ja nun neu geschrieben werden. Von anderen Kollegen bekam die Betroffene den Vorwurf, sie würde so viel Unruhe in der Gruppe stiften. - Weil sie dafür gesorgt hat, dass sie weiter arbeiten kann? Hätte sie nicht gekämpft, hätte sie ihre Stelle ganz aufgeben müssen; sie hätte ganz sicher aufgrund ihrer Behinderung nicht im Tagdienst arbeiten können.

Auch hiervon ist nichts erfunden. Ich habe der Kollegin geholfen und ihr persönlich kompetente Anlaufstellen gezeigt, die ihr erfolgreich geholfen haben. Ich erhielt Einblick in sämtlichen Schriftverkehr diesen Fall betreffend.

Ich persönlich bin sehr bestürzt darüber, dass ein Arbeitgeber im sozialen Bereich und unter kirchlicher Trägerschaft so massiv gegen seine Arbeitnehmer vorgeht. Vor allem, wenn der Träger sich ganz groß in seinen eigenen Statuten "der tätigen Nächstenliebe verpflichtet". Dass das Personal so knapp bemessen ist, dafür kann das Personal nichts. Die Verantwortung für die Folgen dieser Sparmaßnahmen an den Mitarbeitern selbst auszulassen, ist höchst befremdlich.

Das Personalproblem mit den Nachtwachen...

Die Gruppe, in der ich gearbeitet habe wurde, neben zahlreichen Gruppen und Einrichtungen, von einem Bereichsleiter betreut. Ich war zuvor ein halbes Jahr in einer anderen Einrichtung beschäftigt, die ebenfalls zu diesem Bereich gehörten.

In beiden Einrichtungen sind hauptsächlich zwei Nachtwachen beschäftigt. Eine mit 30 Arbeitsstunden im Vertrag, die andere mit 40. Diese beiden Nachtwachen sind mit 16 Bewohnern stets allein im Dienst. Die zwei müssen 66 Stunden in der Woche abdecken.

Wenn nun eine von beiden krank oder in Urlaub ist, dann geht die Rechnung natürlich schon mal nicht auf. Für solche Fälle ist noch eine sogenannte Springerkraft eingestellt, die die Lücken dann füllen soll.

Eines der vielen Probleme hierbei ist, dass diese Springerkraft zwischen insgesamt vier Einrichtungen hin und her springen muss. Das heißt, sie muss zunächst insgesamt 56 Bewohner auf der Karte haben (in zwei Einrichtungen sind zwei Gruppen à jeweils 6 Bewohner). Zunächst! Die Bewohner wechseln zuweilen schon mal.

Ein weiteres großes Problem: ist diese Springerkraft ebenfalls krank oder in Urlaub, so werden die Nachtwachen aus den jeweils anderen Einrichtungen angefragt. Ist diese Anfrage erfolglos, weil die Nachtwachen, die in Frage kommen, nicht erreichbar sind oder sich krank melden, müssen die Kollegen aus dem Tagdienst einspringen. Doch auch damit konnten die Nachtdienste nicht immer abgedeckt werden. Ich habe es einige male erlebt, dass der Nachtdienst in unserer Einrichtung durch fremde Fachkräfte von Personalleasingfirmen geleistet wurde. Das kostet natürlich!

Mißhandlungen in der Pflege

Die Würde des Menschen ist unantastbar (Art. 1 Abs. 1 Grundgesetz)

Ich weiß! Ich bin garantiert nicht die erste, die darüber berichtet. Und trotzdem passiert es immer wieder.

Erinnern Sie sich an den Fall, der im Jahr 2013 in Bremen verhandelt wurde?

Eine Altenpflegerin wurde zu einer Geldstrafe von 2080 Euro wegen Körperverletzung verurteilt. Laut einem Bericht der Stuttgarter Zeitung am 29. August 2013 soll sie eine 84jährige demenzkranke Frau so ruppig behandelt haben, dass deren Söhne die Pflegekraft anzeigten. Hier meine Quelle:

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.misshandlungen-im-pflegeheim-wer-glaubt-schon-einer-demenzkranken.6ca657de-20e8-4a4b-83d3-fb6931148cdc.html

Die beiden Söhne haben, nachdem weder ihnen noch ihrer Mutter geglaubt wurde, heimlich eine Kamera im Zimmer ihrer Mutter aufgestellt und sind damit auch schnell an Beweismaterial gelangt. Erst damit wurde der Sache nachgegangen.

Radio Bremen hat das Video im Rahmen eines Dokumentationsbeitrages in Teilen veröffentlicht. Bevor Sie es sich ansehen, wenn Sie es möchten, muss ich hier eine Triggerwarnung absetzen!

https://www.youtube.com/watch?v=kAfXyNG-_9o

Warum veröffentliche ich das hier? Habe ich das während meiner Arbeit in der Pflege mit Menschen mit Behinderungen auch beobachtet?
JA!

Als ich damals den oben genannten Bericht im Fernsehen sah, sagte ich Freunden und Bekannten: Ich habe eine Kollegin, die arbeitet auch genau so.

Diese Kollegin gehörte nicht zu meinem Team, sondern arbeitete in der Gruppe eine Etage unter uns. Wenn sie einen Bewohner zu dessen Zimmer begleitete und dieser ihr zu langsam ging, wurde er geschubst. Eine Bewohnerin mit schweren Spastiken wird von der Kollegin regelmäßig angemault, in dem Ton, den Sie in dem Video von Radio Bremen beobachten und hören können. Meine Kollegin sagt zu der Bewohnerin, während sie diese anzieht, sie solle sich nicht so anstellen und endlich Arm oder Bein gerade machen, sie habe ihr das schon hundert mal gesagt. Dabei zerrt sie an hier herum und verlagert sie äußerst ruppig. Auch hier gibt die Pflegerin dem ihr anvertrauten Menschen zu verstehen, so wie es auch im Video von Radio Bremen zu sehen und zu hören ist, er habe gar keine körperlichen Einschränkungen und wolle die ihn pflegende Person nur ärgern. Oder wie ist das da zu verstehen?

Nachdem ich das erste mal die Art dieser Kollegin zu arbeiten beobachtete, wendete ich mich an meine Gruppenleiterin, um ihr davon zu berichten. Als Antwort erhielt ich, dass das schon lange bekannt sei und die Bereichsleitung mit der Kollegin bereits mehrfach gesprochen habe. Mehr passierte nicht. Ich war 18 Monate in dieser Einrichtung beschäftigt. Die Kollegin war schon lange vor mir da und auch nach meinem Ausscheiden aus dieser Einrichtung noch immer dort beschäftigt.

Das einzige, was meine Gruppenleiterin mir damals sagte war, ich könne ja etwas für mich selbst tun, damit mich die Beobachtungen nicht persönlich belasten. Ansonsten könnten wir nichts ausrichten. Die Bewohnerin ist mit ihren schweren Spastiken auf jegliche Hilfe angewiesen. Sie äußerte häufig, sie habe Angst vor dieser Mitarbeiterin und wolle nicht von ihr gepflegt werden.

Im Gegensatz zu dieser Bewohnerin gibt es andere, die über wenig bis gar kein Sprachvermögen verfügen und ihre Ängste und Ablehnung nicht äußern können.

Also tue ich das hier stellvertretend für alle Menschen, die auf Hilfe und Begleitung angewiesen und somit der ihr pflegenden Person komplett ausgeliefert sind! Ich verlange VERDAMMT NOCH MAL, SCHLUSS DAMIT! In was für einer Welt leben wir? Wie kann sich der Rest der Kollegen da einfach verhalten wie die drei Affen? Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen.

Nein, ich nehme das nicht als gottgegeben hin und ich werde das nie tolerieren. Ich mache darauf aufmerksam und bin laut, so lange, bis die uns anvertrauten Menschen so einer Person nicht mehr ausgesetzt sein müssen!

Merken Sie was? Diese finstere Person, die ihren Frust über den Stress, den schlechten Personalschlüssel und die miese Bezahlung an den Bewohnern auslässt, die darf bleiben. Ich kenne meine Rechte und Pflichten genau und mache regelmäßig auf Mißstände aufmerksam. Ich musste gehen.