Donnerstag, 5. Februar 2015

Mißhandlungen in der Pflege

Die Würde des Menschen ist unantastbar (Art. 1 Abs. 1 Grundgesetz)

Ich weiß! Ich bin garantiert nicht die erste, die darüber berichtet. Und trotzdem passiert es immer wieder.

Erinnern Sie sich an den Fall, der im Jahr 2013 in Bremen verhandelt wurde?

Eine Altenpflegerin wurde zu einer Geldstrafe von 2080 Euro wegen Körperverletzung verurteilt. Laut einem Bericht der Stuttgarter Zeitung am 29. August 2013 soll sie eine 84jährige demenzkranke Frau so ruppig behandelt haben, dass deren Söhne die Pflegekraft anzeigten. Hier meine Quelle:

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.misshandlungen-im-pflegeheim-wer-glaubt-schon-einer-demenzkranken.6ca657de-20e8-4a4b-83d3-fb6931148cdc.html

Die beiden Söhne haben, nachdem weder ihnen noch ihrer Mutter geglaubt wurde, heimlich eine Kamera im Zimmer ihrer Mutter aufgestellt und sind damit auch schnell an Beweismaterial gelangt. Erst damit wurde der Sache nachgegangen.

Radio Bremen hat das Video im Rahmen eines Dokumentationsbeitrages in Teilen veröffentlicht. Bevor Sie es sich ansehen, wenn Sie es möchten, muss ich hier eine Triggerwarnung absetzen!

https://www.youtube.com/watch?v=kAfXyNG-_9o

Warum veröffentliche ich das hier? Habe ich das während meiner Arbeit in der Pflege mit Menschen mit Behinderungen auch beobachtet?
JA!

Als ich damals den oben genannten Bericht im Fernsehen sah, sagte ich Freunden und Bekannten: Ich habe eine Kollegin, die arbeitet auch genau so.

Diese Kollegin gehörte nicht zu meinem Team, sondern arbeitete in der Gruppe eine Etage unter uns. Wenn sie einen Bewohner zu dessen Zimmer begleitete und dieser ihr zu langsam ging, wurde er geschubst. Eine Bewohnerin mit schweren Spastiken wird von der Kollegin regelmäßig angemault, in dem Ton, den Sie in dem Video von Radio Bremen beobachten und hören können. Meine Kollegin sagt zu der Bewohnerin, während sie diese anzieht, sie solle sich nicht so anstellen und endlich Arm oder Bein gerade machen, sie habe ihr das schon hundert mal gesagt. Dabei zerrt sie an hier herum und verlagert sie äußerst ruppig. Auch hier gibt die Pflegerin dem ihr anvertrauten Menschen zu verstehen, so wie es auch im Video von Radio Bremen zu sehen und zu hören ist, er habe gar keine körperlichen Einschränkungen und wolle die ihn pflegende Person nur ärgern. Oder wie ist das da zu verstehen?

Nachdem ich das erste mal die Art dieser Kollegin zu arbeiten beobachtete, wendete ich mich an meine Gruppenleiterin, um ihr davon zu berichten. Als Antwort erhielt ich, dass das schon lange bekannt sei und die Bereichsleitung mit der Kollegin bereits mehrfach gesprochen habe. Mehr passierte nicht. Ich war 18 Monate in dieser Einrichtung beschäftigt. Die Kollegin war schon lange vor mir da und auch nach meinem Ausscheiden aus dieser Einrichtung noch immer dort beschäftigt.

Das einzige, was meine Gruppenleiterin mir damals sagte war, ich könne ja etwas für mich selbst tun, damit mich die Beobachtungen nicht persönlich belasten. Ansonsten könnten wir nichts ausrichten. Die Bewohnerin ist mit ihren schweren Spastiken auf jegliche Hilfe angewiesen. Sie äußerte häufig, sie habe Angst vor dieser Mitarbeiterin und wolle nicht von ihr gepflegt werden.

Im Gegensatz zu dieser Bewohnerin gibt es andere, die über wenig bis gar kein Sprachvermögen verfügen und ihre Ängste und Ablehnung nicht äußern können.

Also tue ich das hier stellvertretend für alle Menschen, die auf Hilfe und Begleitung angewiesen und somit der ihr pflegenden Person komplett ausgeliefert sind! Ich verlange VERDAMMT NOCH MAL, SCHLUSS DAMIT! In was für einer Welt leben wir? Wie kann sich der Rest der Kollegen da einfach verhalten wie die drei Affen? Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen.

Nein, ich nehme das nicht als gottgegeben hin und ich werde das nie tolerieren. Ich mache darauf aufmerksam und bin laut, so lange, bis die uns anvertrauten Menschen so einer Person nicht mehr ausgesetzt sein müssen!

Merken Sie was? Diese finstere Person, die ihren Frust über den Stress, den schlechten Personalschlüssel und die miese Bezahlung an den Bewohnern auslässt, die darf bleiben. Ich kenne meine Rechte und Pflichten genau und mache regelmäßig auf Mißstände aufmerksam. Ich musste gehen.

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